Young apprentice in a mechanical workshop in Türkiye

Global Employment Trends for Youth 2024

Die hohe Anzahl junger Menschen, die keiner Beschäftigung, Bildung oder Ausbildung nachgehen, ist Anlass zur Sorge

Ein neuer Bericht der ILO dokumentiert trotz ermutigender globaler Trends bei der Jugendarbeitslosigkeit einen hohen Anteil junger Menschen, die keiner Beschäftigung, Bildung oder Ausbildung nachgehen. Gleichermaßen sind die regionalen und geschlechtsspezifischen Unterschiede besorgniserregend sowie die Zukunftsbefürchtungen junger Menschen in Bezug auf Arbeit.

12. August 2024

Apprenticeship programme under the Opportunities for Lives Project run by ILO Turkey Office © Berke Arakli / ILO

GENF (ILO News) – Die weltweiten Arbeitsmarktaussichten für junge Menschen haben sich in den letzten vier Jahren verbessert und der Aufwärtstrend wird sich voraussichtlich noch zwei weitere Jahre fortsetzen, so ein neuer Bericht der ILO. 

Trotzdem gibt der Bericht Global Employment Trends for Youth 2024 (GET for Youth) zu bedenken, dass die Zahl der 15- bis 24-Jährigen, die weder einer Beschäftigung nachgehen noch eine schulische oder berufliche Ausbildung absolvieren, besorgniserregend ist. Zudem ist die Erholung von der COVID-19-Pandemie in Bezug auf Beschäftigung nicht vollständig gelungen. Junge Menschen in bestimmten Regionen und viele junge Frauen profitieren nicht von der wirtschaftlichen Erholung.

Die Jugendarbeitslosenquote für 2023 liegt mit 13 Prozent (64,9 Millionen Menschen) auf einem 15-Jahres-Tief und ist gegenüber der Vor-Pandemie-Quote von 13,8 Prozent im Jahr 2019 gesunken. Es wird erwartet, dass sie in 2024 und 2025 weiter auf 12,8% sinken wird. Das Bild ist jedoch nicht in allen Regionen gleich. In den Arabischen Staaten, in Ostasien sowie in Südostasien und Pazifik ist die Jugendarbeitslosigkeit im Jahr 2023 höher als 2019. 

Junge Menschen sind bei der Suche nach Erfolg in der Arbeitswelt mit Hindernissen konfrontiert. Weltweit sind zu viele junge Menschen nicht berufstätig und die Möglichkeiten für den Zugang zu menschenwürdigen Arbeitsplätzen in Schwellen- und Entwicklungsländern sind weiterhin begrenzt. Einer von fünf jungen Menschen, d.h. 20,4 Prozent, war im Jahr 2023 ohne Beschäftigung, Bildung oder Ausbildung, zwei Drittel davon weiblich.

Für die jungen Menschen in Arbeit gibt es keine Fortschritte im Hinblick auf menschenwürdige Arbeitsplätze. Weltweit ist mehr als die Hälfte der jungen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in informellen Arbeitsverhältnissen tätig. Nur in Ländern mit hohem und oberem mittlerem Einkommen hat die Mehrheit der jungen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer einen regulären und sicheren Arbeitsplatz. Drei von vier jungen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern in Ländern mit niedrigem Einkommen sind selbstständig oder haben einen befristeten bezahlten Job. 

Der Bericht warnt davor, dass die anhaltend hohen Zahlen von jungen Menschen ohne Beschäftigung, Bildung oder Ausbildung und der unzureichende Anteil menschenwürdiger Arbeitsplätze unter der heutigen Jugend, die gleichzeitig die am besten ausgebildete Jugendkohorte aller Zeiten ist, zu wachsender Besorgnis führen.

"Keiner von uns kann in eine stabile Zukunft blicken, wenn Millionen junger Menschen auf der ganzen Welt keine angemessene Arbeit haben und sich deshalb unsicher fühlen und nicht in der Lage sind, ein besseres Leben für sich und ihre Familien aufzubauen. Friedliche Gesellschaften stützen sich auf drei Kernbestandteile: Stabilität, Eingliederung und soziale Gerechtigkeit. Und menschenwürdige Arbeit für die junge Menschen ist das Herzstück der drei Kernelemente", erklärte Gilbert F. Houngbo, Generaldirektor der ILO.

Junge Männer haben stärker von der Erholung des Arbeitsmarktes profitiert als junge Frauen. Die Jugendarbeitslosenquoten junger Frauen und junger Männer waren im Jahr 2023 fast gleich hoch (12,9 Prozent für junge Frauen und 13 Prozent für junge Männer), im Gegensatz zu den Jahren vor der Pandemie, als die Quote für junge Männer höher war. Im Jahr 2023 war der Anteil junger Frauen ohne Beschäftigung, Bildung oder Ausbildung doppelt so hoch wie die junger Männer (28,1 Prozent bzw. 13,1 Prozent).

"Die Ergebnisse erinnern uns daran, dass die Chancen für junge Menschen sehr ungleich verteilt sind; viele junge Frauen, junge Menschen mit begrenzten finanziellen Mitteln oder junge Menschen, die einer Minderheit angehören, haben es immer noch schwer. Ohne gleiche Chancen auf Bildung und menschenwürdige Arbeitsplätze verpassen Millionen von jungen Menschen ihre Chancen auf eine bessere Zukunft", so Generaldirektor Houngbo. 

Der Bericht der ILO ruft dazu auf, der Stärkung der Grundlagen für menschenwürdige Arbeit mehr Aufmerksamkeit zu schenken, um die Ängste der jungen Menschen vor der Arbeitswelt abzubauen und ihre Hoffnung auf eine bessere Zukunft zu stärken. 

Die Autorinnen und Autoren des Berichts fordern die jungen Leserinnen und Leser auf, sich den Forderungen nach Veränderungen anzuschließen. "Ihr habt die Möglichkeit, die Politik zu beeinflussen und Euch für menschenwürdige Arbeit für Alle einzusetzen. Besinnt Euch auf Eure Rechte und investiert weiter in Eure Fähigkeiten", heißt es in der Botschaft. "Seid Teil des Wandels, den wir alle brauchen, um eine sozial gerechte und integrative Welt zu schaffen."

Die vorliegende 12. Ausgabe des GET for Youth Berichts markiert das 20-jährige Bestehen der Analysen. Er blickt zurück auf das, was in diesem Jahrhundert erreicht wurde, um die Arbeitsaussichten junger Menschen zu verbessern, und wirft einen Blick auf die Zukunft der Jugendbeschäftigung in einer von Krisen und Unsicherheiten geprägten Zeit. Mit Blick auf die längerfristigen Trends werden folgende Schlussfolgerungen gezogen: 

  • Der Zuwachs an "modernen" Dienstleistungen und an Arbeitsplätzen im verarbeitenden Gewerbe ist für Jugendliche begrenzt, auch wenn traditionelle Sektoren durch Digitalisierung und KI modernisiert werden können.
  • Es gibt nicht genügend hochqualifizierte Arbeitsplätze für das Angebot an gebildeten jungen Menschen, insbesondere in Ländern mit mittlerem Einkommen.
  • Die Entwicklung von Qualifikationen muss Schritt halten mit der sich entwickelnden Nachfrage nach grünen und digitalen Fähigkeiten, um das Bildungsgefälle zu verringern. 
  • Die wachsende Zahl von Konflikten bedroht die künftige Lebensgrundlage junger Menschen und kann sie in Migration oder Extremismus treiben.
  • Die demografische Entwicklung, insbesondere die wachsende Zahl der jungen Menschen in Afrika, bedeutet, dass die Schaffung einer ausreichenden Zahl menschenwürdiger Arbeitsplätze für soziale Gerechtigkeit und die Weltwirtschaft von entscheidender Bedeutung sein wird.

Der Bericht fordert mehr und wirksamere Investitionen, unter anderem in die Schaffung von Arbeitsplätzen mit spezieller Ausrichtung auf junge Frauen, die Stärkung der Institutionen, die junge Menschen beim Übergang in den Arbeitsmarkt unterstützen, die Integration von Beschäftigung und Sozialschutz für Jugendliche und die Bekämpfung globaler Ungleichheiten durch verbesserte internationale Zusammenarbeit, öffentlich-privaten Partnerschaften und Entwicklungszusammenarbeit.